Einleitung
Ein Knall, ein Ruck – ein Verkehrsunfall. Mitten im Alltag, vielleicht auf einer belebten Hauptstraße, einer städtischen Umgehungsstraße oder einer ruhigen Nebenstraße, kann es jeden treffen. Der erste Schock sitzt tief, Adrenalin schießt durch den Körper, und die Gedanken rasen. Doch gerade jetzt ist es entscheidend, trotz aller Aufregung einen kühlen Kopf zu bewahren und die richtigen Schritte einzuleiten. Denn Ihr Verhalten unmittelbar nach dem Unfall hat nicht nur Auswirkungen auf die Sicherheit aller Beteiligten, sondern auch auf die spätere Schadensregulierung. Dieser Ratgeber von Ihrem lokalen Kfz-Sachverständigenbüro zeigt Ihnen die 7 wichtigsten Schritte, die Sie nach einem Verkehrsunfall beachten sollten, um rechtlich und praktisch auf der sicheren Seite zu sein.
Die 7 wichtigsten Schritte nach einem Unfall:
Schritt 1: Unfallstelle sichern und Ruhe bewahren – Ihre erste Pflicht
Das Wichtigste zuerst: Sichern Sie die Unfallstelle, um weitere Gefahren für sich und andere Verkehrsteilnehmer abzuwenden.
- Warnblinkanlage einschalten: Sofort nach dem Stillstand Ihres Fahrzeugs die Warnblinkanlage aktivieren.
- Warnweste anlegen: Bevor Sie das Fahrzeug verlassen, ziehen Sie eine Warnweste an. Dies ist in Deutschland Pflicht und erhöht Ihre Sichtbarkeit erheblich (§ 53a StVZO).
- Warndreieck aufstellen: Platzieren Sie das Warndreieck in gut sichtbarer Entfernung vor der Unfallstelle. Innerorts genügen meist ca. 50 Meter, auf Landstraßen sollten es mindestens 100 Meter sein, und auf Autobahnen mindestens 150-200 Meter (§ 15 Straßenverkehrs-Ordnung, StVO).
- Eigenschutz beachten: Bringen Sie sich und andere Beteiligte, wenn möglich, hinter die Leitplanke oder an einen sicheren Ort abseits des fließenden Verkehrs. Versuchen Sie trotz der Stresssituation, ruhig zu bleiben. Panik hilft niemandem.
Schritt 2: Erste Hilfe leisten und Notruf wählen (112)
Überprüfen Sie, ob Personen verletzt wurden.
- Erste Hilfe: Leisten Sie Erste Hilfe, soweit es Ihnen möglich und zumutbar ist. Dazu gehören Maßnahmen wie die stabile Seitenlage bei Bewusstlosen oder das Stillen starker Blutungen. Denken Sie daran: Unterlassene Hilfeleistung kann strafbar sein (§ 323c Strafgesetzbuch, StGB).
- Notruf 112: Wählen Sie umgehend den europaweiten Notruf 112, wenn es Verletzte gibt oder eine erhebliche Gefahr besteht. Melden Sie:
- Wo ist der Unfall passiert (möglichst genaue Ortsangabe)?
- Was ist passiert?
- Wie viele Verletzte gibt es?
- Welche Arten von Verletzungen liegen vor?
- Warten Sie auf Rückfragen der Leitstelle!
Schritt 3: Polizei rufen (110) – Ja oder Nein?
Nicht bei jedem kleinen Blechschaden muss die Polizei (erreichbar unter 110) gerufen werden. Es gibt jedoch Situationen, in denen dies unerlässlich ist:
- Personenschaden: Sobald jemand verletzt wurde, auch nur leicht.
- Hoher Sachschaden: Wenn der Schaden offensichtlich die Bagatellgrenze (ca. 750-1000 Euro, von der Rechtsprechung nicht starr definiert) übersteigt.
- Streit über Schuldfrage oder Unfallhergang: Wenn Sie sich mit dem Unfallgegner nicht einigen können.
- Verdacht auf Alkohol, Drogen oder Medikamenteneinfluss bei einem Beteiligten.
- Fahrerflucht: Wenn sich ein Unfallbeteiligter unerlaubt von der Unfallstelle entfernt hat (§ 142 StGB).
- Unfall mit einem im Ausland zugelassenen Fahrzeug.
- Schäden an Mietwagen oder Leasingfahrzeugen (oft vertraglich vorgeschrieben). Auch wenn keiner dieser Punkte zutrifft, kann es sinnvoll sein, die Polizei zur Unfallaufnahme hinzuzuziehen, insbesondere wenn Sie sich unsicher fühlen. Eine polizeiliche Unfallaufnahme kann die spätere Schadensregulierung erleichtern, ist aber keine Garantie für eine Schuldfeststellung.
Schritt 4: Beweise sichern – Ihr Fundament für die Schadensregulierung
Bevor die Fahrzeuge bewegt werden (falls sie den Verkehr behindern und bewegt werden müssen), sollten Sie unbedingt Beweise sichern:
- Fotos machen: Fotografieren Sie die Unfallstelle aus verschiedenen Perspektiven (Übersichtsfotos), die Endstellung der beteiligten Fahrzeuge, die entstandenen Schäden an allen Fahrzeugen (Detailaufnahmen), eventuelle Bremsspuren, ausgetretene Flüssigkeiten und die Kennzeichen der beteiligten Fahrzeuge. Ihr Smartphone ist hierfür meist ausreichend.
- Position markieren: Falls die Fahrzeuge zur Seite gefahren werden müssen, markieren Sie die Endposition der Räder mit Kreide (falls vorhanden) oder machen Sie sehr genaue Fotos von der Position im Verhältnis zu festen Punkten (z.B. Laternenmasten, Gullideckel).
- Zeugen suchen: Sprechen Sie aktiv mögliche Zeugen an und notieren Sie deren Namen, Adressen und Telefonnummern. Zeugenaussagen können später von entscheidender Bedeutung sein.
- Eigene Notizen: Machen Sie sich eigene Notizen zum Unfallhergang, den Witterungsbedingungen, der Verkehrssituation zur Unfallzeit etc.
Schritt 5: Daten mit Unfallbeteiligten austauschen – Korrekt und vollständig
Tauschen Sie mit allen Unfallbeteiligten die wichtigsten Daten aus. Hierfür eignet sich der Europäische Unfallbericht, den Sie am besten immer im Handschuhfach haben. Zu notierende Daten sind:
- Name und Anschrift der Fahrer und Halter der beteiligten Fahrzeuge.
- Amtliche Kennzeichen aller Fahrzeuge.
- Versicherungsgesellschaft und Versicherungsscheinnummer der gegnerischen Fahrzeuge. Fragen Sie explizit danach oder fotografieren Sie die Versicherungskarte.
- Ort und Zeit des Unfalls. Wichtig: Geben Sie vor Ort kein Schuldanerkenntnis ab, weder mündlich noch schriftlich! Auch unbedachte Äußerungen können später gegen Sie verwendet werden.
Schritt 6: Unfallbericht anfertigen – Klarheit für alle
Auch wenn die Polizei den Unfall aufnimmt, ist ein eigener, von allen Beteiligten (sofern einverstanden) unterschriebener Unfallbericht (z.B. der Europäische Unfallbericht) sehr hilfreich.
- Unfallskizze: Fertigen Sie eine einfache Skizze der Unfallsituation an, mit Straßenverlauf, Position der Fahrzeuge, Fahrtrichtungen und eventuellen Verkehrszeichen oder Ampeln.
- Unfallhergang: Beschreiben Sie kurz und sachlich den Hergang aus Ihrer Sicht.
- Unterschriften: Lassen Sie den Bericht idealerweise von allen Beteiligten unterschreiben. Eine Unterschrift bedeutet keine Schuldanerkennung, sondern nur die Bestätigung der aufgenommenen Daten und des geschilderten Hergangs. Eigene, detaillierte Aufzeichnungen sind oft genauer als das, was in der Hektik vielleicht von der Polizei übersehen wird.
Schritt 7: Schaden melden und professionelle Hilfe suchen
Nachdem die Situation vor Ort geklärt ist, geht es an die nächsten Schritte:
- Als Geschädigter – Recht auf unabhängigen Sachverständigen: Wenn Sie den Unfall nicht verschuldet haben und der Schaden oberhalb der Bagatellgrenze liegt, haben Sie das Recht, auf Kosten der gegnerischen Versicherung einen unabhängigen Kfz-Sachverständigen Ihrer Wahl zu beauftragen (§ 249 Bürgerliches Gesetzbuch, BGB). Ein lokaler Gutachter kennt die regionalen Gegebenheiten, Werkstattpreise und kann den Schaden objektiv und in Ihrem Interesse bewerten. Er ermittelt nicht nur die Reparaturkosten, sondern auch eine mögliche Wertminderung Ihres Fahrzeugs, den Wiederbeschaffungswert bei einem Totalschaden und den Nutzungsausfall.
- Anwalt für Verkehrsrecht: Besonders bei unklarer Schuldfrage, Personenschäden oder wenn die gegnerische Versicherung die Regulierung verweigert oder kürzt, ist die Konsultation eines Fachanwalts für Verkehrsrecht ratsam. Die Kosten hierfür muss bei unverschuldeten Unfällen ebenfalls die gegnerische Versicherung tragen.
Fazit: Ruhe bewahren und Rechte kennen
Ein Unfall ist eine Ausnahmesituation. Mit diesen 7 Schritten sind Sie jedoch gut gerüstet, um auch im hektischen Stadtverkehr oder auf den umliegenden Straßen nach einem Unfall besonnen und richtig zu handeln. Denken Sie daran: Eine gute Dokumentation und die Wahrnehmung Ihrer Rechte, insbesondere des Rechts auf einen unabhängigen Kfz-Sachverständigen, sind entscheidend für eine faire und vollständige Schadensregulierung.
Wenn Sie in Ihrer Region unverschuldet in einen Unfall verwickelt wurden, stehen wir Ihnen als Ihr lokales und unabhängiges Kfz-Sachverständigenbüro gerne zur Seite. Wir begutachten Ihren Schaden professionell und unterstützen Sie bei der Durchsetzung Ihrer Ansprüche.
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(Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel dient der allgemeinen Information und stellt keine Rechtsberatung dar. Im konkreten Schadensfall sollten Sie sich immer von einem qualifizierten Rechtsanwalt beraten lassen, der Ihre individuelle Situation prüfen kann.)
Bild von Stefan Schweihofer auf Pixabay